Distanzreiter Nordwest

Ergänzung zum Jahresbericht

Seit Beginn dieses Jahres verspürte ich eine sehr starke Unzufriedenheit. Ich machte mir sehr viele Gedanken über die Existenzberechtigung der DNW aber auch der SDV. Dazu kamen Zweifel an der Qualität der Vorstandsarbeit, welche geschürt wurden durch das Ausbleiben von Teilnehmern an den bisherigen Veranstaltungen, welche vom Vorstand organisiert wurden. Auf Grund dieser eher geringen Nachfrage hat sich der Vorstand entschieden, das Jahresprogramm zu straffen, dazu kommen wir dann später. Aber ich machte mir auch Gedanken ob ich einfach die falsche Person für dieses Amt bin.

Im Laufe dieser Überlegungen versuchte ich die Mitglieder unseres Vereins und deren unterschiedlichen Interessen einzuordnen. Mir fiel dabei auf, dass wir verschiedene Gruppen von Mitgliedern haben, diese möchte ich hier gerne aufzählen:

Wir haben diverse Mitglieder, welche schon seit längerem nicht mehr oder nur wenig an den Start gehen. Dann haben wir verschiedene Begleitpersonen, welche als Partner (sehr oft jene der vorher genannten Gruppe) in unseren Verein eingetreten sind und noch nie selber einen Distanzritt geritten sind. Aber es gibt auch jene, die wirklich mit Herz und Freude an verschiedenste Ritte gehen und den Sport einfach nur aus Freude betreiben. Ob diese nun zwei oder zehn Ritte im Jahr absolvieren, sei dahin gestellt. Zu guter letzt haben wir aber auch Mitglieder die in jedem Jahr sportliche Leistungen auf höchstem Niveau vollbringen, und jene haben dann auch das Potential in einen Kader aufgenommen zu werden.

Wie sehen (nach meiner Meinung) nun also die Interessen dieser verschiedenen Personenkreise aus? Die erste und die zweite Gruppe (Ehemalige und Begleiter) möchten einfach über die Szene informiert bleiben und verschiedene wünschen sich vor allem, dass die DNW bestehen bleiben. Die dritte Gruppe (welche wohl als Basis der Distanzreitszene Schweiz bezeichnet werden darf) wünscht sich im Vorfeld Informationen über Ritte (im In- und Ausland) um besser entscheiden zu können, welchen Ritt sie denn nun starten sollen oder nicht, und die letzte Gruppe möchte einfach nur noch wissen wie sie das Beste aus sich und ihrem Partner Pferd rausholen können ohne dass des einen oder anderen Gesundheit gefährdet wird.

Die ganzen Ausführungen beruhen auf Aussagen von wenigen Mitgliedern und auf meinen Erfahrungen, denn auf meinen Aufruf betreffend Erwartungen (per Email) sind leider nicht viele Antworten eingegangen, was meine Unzufriedenheit auch gefördert hat.

Der Vorstand hat sich in den letzten Jahren die Mühe gemacht alle diese Erwartungen zu erfüllen, jedoch mit mässigem Erfolg. Verschiedenste Mitglieder unseres Vereins konnten zwar national und international brillieren, was aber hat unser Verein dafür getan? Während einer Diskussion im Vorstand stellten wir fest, dass die aktiven Reiter ab einer gewissen Streckenlänge immer mehr zu Individualisten werden. Jeder weiss am besten wie er sein Pferd vorbereiten, füttern und auch reiten muss um das beste aus ihm herauszukitzeln. Dies ist natürlich auch richtig so. Aber diesem Personenkreis kann unser Verein nichts mehr beibringen. Versteht mich bitte nicht falsch, ich bin sehr stolz auf die Leistungen unserer Mitglieder, auch wenn wir nichts dafür können.

Wie ich Eingangs bereits erwähnte habe ich auch über die SDV nachgedacht. Der Grund dafür wird wohl klar sein, denn irgendwie ist es in den letzten Jahren nicht möglich, dass sich das Leitungsteam des SVPS und der Vorstand der SDV verständigen können.

Von Seiten des Vorstands der SDV wurde zwar im letzten Jahr ein Anlauf gestartet um die Aufgabe, aber auch die Wünsche und Erwartungen der Regiogruppen zu klären. Ob dieser Früchte tragen wird bleibt aber abzuwarten. Aus meiner Sicht ist dieser Ansatz auch „das Pferd von hinten gezäumt“, denn mir fehlt nach wie vor eine klare Verantwortlichkeit des Leitungsteams, der SDV und dann auch der Regiogruppen.

Denn, wir möchten gerne unseren Mitgliedern die Möglichkeit zur individuellen Weiterbildung anbieten. Um dies zu können, müssen aber klare Ausbildungskonzepte aufgestellt werden und es müssen geeignete Trainer ausgebildet werden, welche dann die gewünschten Ausbildungseinheiten durchführen.

Wenn ich nun diese Aufgaben mit der Verbandsstruktur vereinen müsste, würde ich dem Leitungsteam nebst der Ausbildung, Betreuung und Selektion der Kader die Erstellung der Ausbildungskonzepte übergeben, darin ist auch bzw. vor allem die Ausbildung der Trainer zu regeln. Die SDV sollte dann (nebst der Koordination der Rittveranstaltungen) für die Selektion und Ausbildung der Trainer sowie der Koordination der Ausbildungsangebote der Regiogruppen zuständig sein. Wir in der Regiogruppe haben dann die Möglichkeit auf ausgebildete Referenten zurück zu greifen und somit die Basis im Sinne des Leitungsteams auszubilden. Auszubilden sind nach meinem Ermessen alle beteiligten im Team, also Pferd, Reiter, Trainer und Betreuer, aber auch die weiteren Funktionäre rund um eine Rittveranstaltung (Richter, Tierärzte und Veranstalter) sollten ausgebildet werden.
Wenn man nun diese Aufgabenverteilung anstrebt, muss das Leitungsteam nicht selber Basisausbildung betreiben, sondern kann sich auf die Aus- und Weiterbildung der Spitze konzentrieren. Die SDV hat eine ernsthafte Aufgabe und damit auch wieder eine echte Existenzberechtigung und nicht zuletzt haben die Regiogruppen wahrscheinlich wieder einen grösseren Kreis von Interessenten an den Kursen, so diese dann schweizweit koordiniert sind.

Über die Struktur der SDV wurde und kann man stundenlang diskutieren. Meines Erachtens wäre es dann sinnvoll die SDV im Stile der Regionalverbände zu organisieren, also keine Einzelmitgliedschaften mehr, stattdessen sind Vereine bzw. Gruppierungen von Distanzreitenden (heutige Regiogruppen) deren Mitglieder.

Als ich mir (meist auf Phöenix) diese Gedanken machte, kam ich nicht von dem Eindruck weg, dass die beiden Gremien (Leitungsteam und Vorstand SDV) nur ihre eigenen Interessen vertreten und den Blick fürs Ganze nicht haben oder verloren haben. Auch dieses Gefühl trug zu meiner Unzufriedenheit bei. Dabei sollten alle beteiligten ihre Entscheidungen im Sinne unseres Sportes und nicht „nur“ im Interesse der Organisation treffen!

Beide profitieren doch von der Arbeit des anderen. Das Leitungsteam kann und darf sich nicht auf den bestehenden Kader ausruhen, also benötigen sie Nachwuchs, welcher aus den Reihen der SDV (bzw. Regiogruppen) stammt. Damit die Regiogruppen den gewünschten Zuwachs an Interessenten haben, ist es auch wichtig, dass die Elite ansprechende bzw. herausragende Ergebnisse vorweist. Also ist eine enge Zusammenarbeit schlicht und ergreifend unumgänglich.

Die ganze Unzufriedenheit über die Situation Leitungsteam, SDV und Regiogruppen rührt bestimmt auch daher, dass die Kommunikation nicht funktioniert. Man kann davon halten was man will, aber hier wäre eine Informationspolitik im Stile der Armee angebracht. Dies heisst, dass Informationen weiter gegeben werden, wenn auch nur jene die für die nächste Stufe von Interesse sind. Zudem muss auch mehr Medienpräsenz angestrebt werden um unseren wirklich tollen Sport bekannt zu machen.

Ich erwarte nun von unseren Mitgliedern, dass sie uns vom Vorstand dahin gehend unterstützen, als dass sie uns mitteilen, welche Weiterbildung sie denn gerne haben möchten. Weiter erwarte ich dass jedes einzelne Mitglied für unseren Sport Werbung macht, indem es sich nicht scheut davon zu erzählen und vor allem zu schwärmen! Und ich erwarte von den höheren Gremien (Leitungsteam und Vorstand SDV), dass sie endlich anfangen gemeinsam am gleichen Strick zu ziehen und zwar in dieselbe Richtung!

Nebenbei möchte ich noch erwähnen, dass sich zu Beginn der nächsten Woche das Endurance Comitee der FEI in Interlaken trifft um den Reglemententwurf der Endurance Task Force (in welcher auch Suzanne Dollinger involviert ist) zu diskutieren. Danach werden der Entwurf und die Anmerkungen des Comitees veröffentlicht und zur Vernehmlassung an alle nationalen Federationen verteilt, welche dann eine Stellungnahme abgeben sollen. Das neue Reglement soll im November in Argentinien abgesegnet werden und dann ab Januar 2009 international gültig sein. Dies wird dann erneute Anpassungen in unserem nationalen Reglement mit sich bringen, nehme ich stark an. Bleibt zu hoffen, dass diese geleistete Arbeit auf dem obersten Niveau eine Vorbildwirkung auf alle folgenden Strukturen ausübt.

Nachdem ich nun dies alles niedergeschrieben und vorgetragen habe, werde ich die Entwicklung unseres Sports gerne zwei weitere Jahre in diesem Amt unterstützen, so es denn der Wille der heutigen GV ist.

Das wärs von meiner Seite.

Roger