Nach längerer Pause fand dieses Jahr in Fehraltorf wieder einmal ein Distanzritt statt, und zwar am 29. Juli. Ausgetragen wurden DRF 20 bis 90km, EVG 30 und 60km, ein KLP 30km – wobei der ursprünglich ebenfalls ausgeschriebene KLP 50km nicht fand statt – sowie ein CEN 80km. Fehraltorf operierte mit OK-betriebenen Groompoints ohne private Betreuer – ein Novum.
Fest steht natürlich, dass die Anlage Fehraltorf (Reithalle Barmatt) mit ihrer Infrastruktur ideale Bedingungen bietet für einen Distanzritt: feste Boxen für Gastpferde, ein äusserst grosszügiges Groomareal mit etlichen schattenspendenden Bäumen und gute Verhältnisse für die Veterinäre, und nicht zu vergessen wetterfeste Parkplätze.
In verschiedenen Aspekten war dieser Anlass ein Novum, war es doch der erste Distanzritt überhaupt, den Swiss Endurance selbst organisierte. Zudem wagte sich das OK an eine fast revolutionäre Neuerung, die sehr wahrscheinlich – in der Schweiz und anderen Ländern – Schule machen wird: privates Betreuen unterwegs war verboten; scheinbar hat es mehr und mehr Klagen wegen „unmässigen Verkehrs“ an Distanzritten gegeben. Das Zitat eines beobachtenden Reporters an einem internationlen Distanzrennen steht stellvertretend für eine in der Zwischenzeit weitverbreitete Grundeinstellung: „Das ist ja eine Autorallye mit ein paar Pferden dazwischen.“
Dieses OK hat gehandelt, und von den angefragten Landbesitzern und Gemeinden ein sehr positives Echo erhalten; die Groompoints unterwegs werden vom OK selber betrieben, d.h. grosse Wasserbehälter stehen für die Pferde bereit, gross genug, dass mehrere Tiere gleichzeitig daraus trinken können, ohne sich gegenseitig zu behindern; so hat sich das bisher ja auch an den ohnehin vorhandenen Brunnen entlang der Strecken abgespielt – und ein mitgetragener Schwamm am Sattel angeklipst verursacht kein Mehrgewicht. Die Reiter müssen halt ihre eigenen Getränke für unterwegs mittragen.
In Anbetracht der enormen Hitzewelle der vergangenen Wochen hatte das OK auch beschlossen, die erlaubte Herzschlagfrequenz im CEN 80km – wie bei einem CES – auf 56/Min. festzulegen. Zudem wurde bei jedem der darin startenden Pferde in allen Vet-Checks ein Ridgeway-Test durchgeführt. Zusätzlich musste jedes Pferd vor dem Weiterritt noch einmal kurz dem Vet gezeigt und vorgetrabt werden mit erlaubtem Puls 64/68 vor/nach dem Vortraben. Zudem brauchten die CEN Pferde – nach der Schlusskontrolle – noch eine zusätzliche Abschlusskontrolle als Freigabe zur Heimreise.
Fehraltorf wartete mit einer weiteren äusserst löblichen Neuerung auf: unter dem Motto „Sport rauchfrei“ galt auf dem offiziellen Wettkampfgelände (Start-Zielgelände inklusive Vetgate und Grooming Area ein allgemeines Rauchverbot! Zuwiderhandlungen durch ReiterInnen und/oder deren Grooms konnten von der Jury mit Disqualifikation des betreffenden Reiters bestraft werden.
Knapp 80 Meldungen waren eingegangen für die verschiedenen Prüfungen. In der Nacht auf den Samstag kamen dann die sozusagen heiss ersehnten Gewitter, auf der Fahrt nach Fehraltorf regnete es auch immer wieder. Dunkel war es auch noch, als wir kurz vor fünf ankamen. Ich wollte 90 km DRF als 4. Quali reiten, und daher früh losreiten. Wir waren die ersten beim Vetcheck um halb sechs, und da konnte man gerade eben so ein wenig etwas sehen (vor allem halt auch all die rauchend herumstehenden Helfer) …
Bei leichtem Nieselregen gingen wir dann zum ersten Mal auf die 30-km Schlaufe. Die Strecke konnte mit sehr gleichmässigem Rhythmus geritten werden, ging es doch kaum namhaft auf oder ab. Die Wege waren meist sehr schön zum reiten, sehr selten nur war es uneben und steinig – nur, ich habe in einem Distanzritt noch nie so viele Hauptstrassen überquert! Zum Glück war nicht allzu viel Verkehr; während der ersten Schlaufe waren ohnehin noch nicht viele Menschen unterwegs. Zirka bei km 18 gab es auf einmal grosse Aufregung: all die CEN Reiter, die vorher an mir vorbeigefegt waren, kamen mir im Pulk schimpfend aus einem Seitenweg entgegen; jemand hatte ein Signaltäfelchen auf den falschen Weg umgesteckt – aber die Markierungspunkte am Boden waren richtig. Später zeigte sich auch, dass einige der Reiter anscheinend etwas Mühe hatten, den direkten Weg ins Ziel zu finden, obwohl der, wie auch die ganze Strecke, absolut korrekt markiert war.
Auch auf der zweiten Schlaufe nieselte es noch ab und zu und blieb bewölkt, aber auf unserer dritten und letzten Schlaufe wurde es dann wieder so richtig warm, nicht zu sagen heiss, wenn auch nicht ganz die Gluthitze der vorangegangenen Tage herrschte – zur Freude aller Pferde und Reiter; es blies auch ein leichter Wind. Lynn schaffte denn die 90 km auch hervorragend – ich hatte somit die 4. Quali geschafft!
Von den 14 im CEN gestarteten Paaren beendete genau die Hälfte den Ritt in der Wertung. Vier wurden eliminiert – aber diesmal niemand wegen erhöhten Pulses, sondern alle wegen Lahmheit – und drei weitere Reiter zogen ihre Pferde nach einer oder zwei Schlaufen zurück. Die Siegerin in dieser Prüfung war Annemarie Rüber mit Ayapaha du Tescal; mit rasanten 17.08 km/h, gefolgt von Renate Halbeisen und Sisal du Vivarais, mit ebenfalls schnellen 15.52 km/h.
KLP Parcours immer wieder abwechslungsreich
Ein Blick auf den KLP-Parcours zeigte, dass sich – wie auch schon in Eiken und den anderen KLP anbietenden Distanzritten – die Organisatoren wirklich grosse Mühe gegeben hatten, einen abwechslungreichen und auch anspruchsvollen Kurs aufzustellen; einen Parcours, der auch eine gewisse Herausforderung an die Reiter und Pferde stellt. Es ist schön, wenn man nicht immer wieder dieselben Hindernisse sieht, das wäre ja schliesslich eintönig und langweilig. Gut, dass man hier immer wieder Fantasie walten lässt – man kann sich ja auch bei Gymkhanas und Western Trail inspirieren lassen. So bleibt es ein Spass, KLP zu reiten!
Bericht: Esty H. Saenger